Die Welt steht in Flammen und wir müssen sie löschen

Die Welt steht in Flammen und wir müssen sie löschen
Eröffnungsworte zur re:publica

Gestern Morgen haben wir die re:publica eröffnet. Das waren meine Worte dabei:

Guten Morgen und herzlich willkommen zur re:publica!

Wie schön, dass Ihr alle da seid. 

Wahrscheinlich fragt Ihr Euch gerade, auf welchen Kanälen wir uns parallel sehen?

Wir sind mit Twitter groß geworden – viele von uns haben dort gelernt, wie sich Öffentlichkeit anfühlt. Aber lasst uns bitte nicht auf X über die rp sprechen.

Stattdessen: Lasst uns Räume stärken, die uns allen gehören – Plattformen, die nicht von einzelnen Milliardären kontrolliert werden. Auch wenn die Auswahl da leider noch nicht so groß ist, wie sie sein sollte.

Genau darum wird es in den nächsten Tagen hier gehen.

Wie schaffen wir den Weg in die digitale Unabhängigkeit? Wie sieht eine demokratische Infrastruktur aus, die funktioniert – und zwar nicht nur technisch, sondern auch politisch und sozial?

Unsere Programmplanung war dieses Jahr geprägt von Unsicherheit. Eine Welt, in der alles jederzeit möglich scheint – vom nächsten Krieg bis zur nächsten Software-Dystopie. Und genau deswegen ist es so wichtig, dass wir hier zusammenkommen.

Denn ja: Die Welt steht in Flammen. Und wir müssen sie löschen.

Und der digitale Faschismus ist keine Dystopie mehr – er wird real.

Ein zentrales Thema in diesem Jahr sind die Allianzen zwischen Tech-Oligarchen und autoritären Politikern – allen voran Donald Trump. Aus ideologischen Gründen und finanziellen Eigeninteressen verändern sie die Regeln unserer Öffentlichkeit – oft über Nacht.

Einzelne Menschen kontrollieren heute ganze Kommunikationsräume. Räume, die wir alle nutzen, um uns zu informieren, zu streiten, zu organisieren.

Und das ist gefährlich.

Beim Thema KI wiederholen wir dieselben Fehler der Vergangenheit.

Deshalb stellen wir uns die Frage:

Wie können wir digitale Souveränität zurückgewinnen?

Natürlich setzen viele Hoffnungen auf die Europäische Union und ihre Plattformregulierung– die neuen Regeln sollen unsere digitale Öffentlichkeit schützen.

Aber: Momentan wirkt das sehr halbherzig. Zu oft wirkt es wie eine Art Schaufensterregulierung. Man tut so, als würde man handeln – hat aber gleichzeitig Angst, mit Donald Trump in einen Handelskrieg zu geraten.

So wird unsere Demokratie gegen Autozölle verrechnet.

Wir sagen: Das reicht nicht. Wir brauchen eine effektive Durchsetzung unserer demokratischen Regeln gegen Akteure, die diese nicht respektieren wollen.

Und wir brauchen mutigere, gemeinwohlorientierte Alternativen, damit wir mehr Wahlfreiheit haben. Die fallen nicht einfach so vom Himmel. Aber genau die Wege zeigen wir Euch hier – auf Panels, in Talks, in Workshops und Performances.

Wir haben eine neue Wirtschaftsbühne am Dienstag – dort geht es nicht um Pitches, sondern um Prinzipien. Um die Frage: Wie können Wirtschaft und Digitalisierung so gestaltet werden, dass sie zu unseren Werten passen? Wir bauen das auch gerne aus, wenn das Angebot ankommt.

Ein weiteres wichtiges Thema:

Der Kampf um unsere Aufmerksamkeit – und um unsere Hirne.

Was sagt die Forschung? Welche Strategien helfen? Und wie kommen wir raus aus dem ständigen Dopaminrausch?

Deshalb bieten wir auch Angebote für Körper und Geist: Yoga, Meditation, Breathwork – damit ihr auch mal durchatmen könnt.

Insgesamt haben wir über 1100 Sprecher:innen auf 27 Bühnensituationen. Dazu kommt noch ein weiteres spannendes Programm an vielen Partnerständen.

Wir machen das hier jedes Jahr, um uns gegenseitig zu inspirieren – und zu erinnern:

Eine bessere digitale Welt ist möglich.

Und wir sind viele.

Lasst sie uns gemeinsam bauen.

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Neue Perspektiven, neue Stimmen: Die englischsprachigen Geheimtipps der re:publica 25

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Als Kurator der re:publica 25 möchte ich einige englischsprachige Sessions vorstellen, die internationale Perspektiven auf drängende digitale Themen bieten. Diese Talks könnten für das deutschsprachige Publikum noch unbekannt sein, bieten jedoch wertvolle Einblicke: Us versus Them: What to Do When Polarisation Strikes? Bart Brandsma analysiert die Dynamiken gesellschaftlicher Polarisierung

By Markus Beckedahl