Social Media ist der größte Feind der Demokratie?

"Social Media ist der größte Feind der Demokratie. "Diesen Satz hielt ich bei einem Fotoshooting für das Aufruhr-Magazin der Stiftung Mercator in der Hand.
Provokant. Plakativ. Und definitiv diskutabel.
Die Stiftung Mercator fördert das digitalpolitische Programm der re:publica. Das freut uns sehr – denn es ermöglicht uns, auch in den kommenden Jahren wichtige, internationale Debatten sichtbar zu machen. Über das, was Gesellschaften bewegt – und was sie zusammenhält.
Beim Shooting ging es darum, von der Redaktion vorgegebene Thesen nur durch Mimik und Gestik zu kommentieren. Wie das so ist: Nicht jede Aussage hätte ich eins zu eins unterschrieben. Manche hätte ich zumindest anders formuliert.
So auch diese: "Social Media ist der größte Feind der Demokratie."Spontan fiel mein Blick auf eine rauchende Person in den weitgehend leeren Hallen der Station Berlin – dort, wo Ende Mai die nächste re:publica stattfinden wird. Ich ging hin und fragte nach Feuer.Ich war lange überzeugt, dass Soziale Medien unsere Gesellschaft demokratischer machen. Dass sie Menschen eine Stimme geben, die sonst nicht gehört werden.
Aber: Schon vor über zehn Jahren war klar, dass Netzwerkeffekte uns auf immer weniger – und immer dominantere – Plattformen zusammenschieben. Plattformen, die durch Monopolbildung immer größer wurden. Und heute privatisierte Öffentlichkeiten darstellen.
Sie diktieren, wie wir miteinander kommunizieren, ändern laufend die Regeln – technisch wie juristisch – und agieren dabei mit größtmöglicher Intransparenz.Sie liegen in den Händen weniger. Menschen mit enormer Macht – die diese nicht immer im Sinne der Demokratie nutzen.Ihre Mechanismen? Werden gezielt von denen missbraucht, die unsere Demokratie schwächen wollen.
Und trotzdem: Ich glaube weiterhin daran, dass Vernetzung, gleichberechtigte Kommunikation und freier Zugang zu Information eine große Chance für unsere Demokratie sein können.Aber: Das passiert nicht einfach so.👉 Deshalb setze ich mich dafür ein, dass Macht (und ihr Missbrauch) demokratisch kontrolliert werden kann – durch gute, wirksame Regulierung.
Und dass wir bessere Soziale Medien und Öffentlichkeiten entwickeln. Plattformen, die unserer Demokratie dienen.
Die wir wollen. Die wir gerne nutzen.
Dafür lohnt es sich zu kämpfen. Jeden Tag.
Damit Social Media nicht der Tod der Demokratie wird – sondern ein Werkzeug, das sie stärkt.