Die CDU stolpert mal wieder durch den Online-Wahlkampf und scheitert an einer Umfrage.
Eben hab ich mich kurz an den Wahlkampf 2005 zurück erinnert. Damals wurde das Internet das erste Mal von einem etwas größeren Publikum genutzt und Online-Umfragen kamen in Mode. Man wollte vor allem von den eigenen Wähler:innen die Bestätigung bekommen, dass man mit Forderungen richtig ist.
Also in der Theorie. In der Praxis funktionierte das in der Regel anders.Schon damals gab es eine Vernetzung der verschiedenen Parteien-Lager, die funktionierte über Blogs und Mailinglisten, manche Parteien hatten auch SMS-Verteiler.Und meist war es ein Spaß, wenn es eine Umfrage zu kapern gab, denn die verwendete Technik machte es sehr leicht.
In der Regel schützt ein Cookie vor einer zweiten Stimme. Cookies kann man mit wenigen Klicks löschen und dann denkt der Browser der Partei-Webseite, dass eine frische Stimme da ist. Und noch einmal abstimmen. Manche haben viel Zeit und sind auch motiviert, wenn das Thema stimmt. Wenn man das Tool nicht richtig absichert, können auch Scripte geschrieben werden, die das automatisieren. Aber wir haben 2024, da sollte eine solche Absicherung der Standard sein, oder?
Wenn die CDU im Jahre 2024 dazu einlädt, auf ihrer Webseite über das Aus für den Verbrennermotor abzustimmen, stimmt für viele das Thema. Denn es ist einfach nicht vernünftig und rein populistisch formuliert, um den notwendigen Wandel in Zeiten der Klimakrise zu behindern. Der Link ging in sozialen Medien heute rum wie Sauf-Videos von Sylt. Die überwältigende Mehrheit war für das Verbrenner-Aus, für das sich auch die CDU-Spitzenkandidatin Ursula von der Leyen auf EU-Ebene einsetzt.
Jetzt sind die Verantwortlichen bei der CDU natürlich sauer. Aber nicht auf sich selbst, sondern auf die Mitwählenden. Doch die Rhetorik ist billig und gefährlich. Der CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann spricht von "Traurig, wie hier mit krimineller Energie manipuliert wird".
Ich würde vorschlagen, in heutigen Zeiten die Rhetorik mal runterzuschrauben. Kriminelle Energie ist etwas anders und kriminelles Hacken auch.
Beim nächsten Mal hilft einfach mal die goldene Regel zu beachten:Mach einfach keine Online-Umfrage als Campaigning-Instrument, wenn Du nicht in der Lage bist, sie so abzusichern, dass man ohne Technik-Kenntnisse und nur mit wenigen Klicks nochmal wählen kann. Das wusste man schon 2005.