"Wir müssen diese Plattformen wie Feinde behandeln"

"Wir müssen diese Plattformen wie Feinde behandeln"
Schön ist es in Perugia

Mit „Wir müssen diese Plattformen wie Feinde behandeln“, gab die britische Journalistin Carole Cadwalladr die Stimmung wieder, die auf dem International Journalism Festival in Perugia auf vielen Panels vorherrschte.

Die früheren „Freunde“ und vor allem Finanziers vieler Medien sind auf einmal unterwürfige Kollaborateure eines autokratischen Regimes geworden - und liefern die passenden Überwachungs- und Kontrollmöglichkeiten dafür.Während sich früher in Perugia verschiedene BigTech-Unternehmen wie Google und Meta immer als große Mäzene profilierten, und vor allem von den zahlreichen US-Journalisten wie ihre besten Freunde behandelt wurden, ist jetzt endgültig Ernüchterung eingetreten. Das ist gut so.

Die Kritik an BigTech und ihrem Machtmissbrauches dominierte das diesjährige Festivalprogramm noch vor den vielen Panels zum Stand des KI-Einsatzes in Newsrooms. Aber bei genauerem Hinblick offenbarten die Diskussionen immer noch eine große Schere: Es waren vor allem die Tech-Journalist:innen und Akteure der digitalen Zivilgesellschaft, die die letzten Tage die Kritik artikulierten. Aber es war gut, dass ihnen Raum dafür gegeben wurden.

Bereits in den vergangenen Monaten zeigte sich die Schere auch in der Berichterstattung. Während viele Politikredaktionen etwas überfordert waren von der Einschätzung dessen, was in den USA gerade konkret passiert, waren es vor allem Tech-Medien, die das genauer beschreiben konnten. Denn der aktuelle Putsch findet diesmal nicht mit Panzern statt, sondern indem auf die Datenberge der Regierung ohne Checks und Balances zugegriffen wird, um z.B. die KI-Systeme von Elon Musk mit ihnen zu füttern. Dafür fehlt klassischen Redaktionen in der Regel die Kompetenz. Spätestens heute rächt es sich, dass man oft arrogant digitalpolitische Debatten immer nur als etwas „für die Nerds“ abgetan hat. Das geht uns alle an.

"Diese Daten kommen nicht mehr zurück"

„Diese Daten kommen nicht mehr zurück“, sie bleiben in den Systemen von Menschen, denen wir nicht trauen dürfen, beschrieb Cadwalladr das, was da gerade passiert und für viele wenig greifbar zu sein scheint. Sie hatte vor einigen Jahren Cambridge Analytica aufgedeckt und warnte, dass ihre damaligen Recherchen ein Klecks gegen das waren, was jetzt passiert.

In vielen Panels ging es darum, dass wir BigTech nicht weiter den Diskurs um „Innovation“ diktieren lassen dürfen. Es braucht mehr Aufklärung und die Schaffung von Öffentlichkeit. Wir müssen mehr zusammenarbeiten, um ihrer Macht etwas entgegen zu stellen.

Ich komme motiviert aus Perugia zurück, denn genau dieser Herausforderung werde ich mich noch stärker stellen und neue Wege dazu beschreiten. Mehr dazu demnächst.Denn Aufgeben geht nicht - es geht um unsere Demokratie, unsere Autonomie und unsere Freiheit.

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